Die niedrigen Zinsen lassen viele einen Immobilienkauf als Wertanlage und Altersvorsorge in Betracht ziehen. Eine neue EU-Richtlinie zur Vergabe von Krediten könnte diese Alternative für Normalverdienende jetzt schwieriger gestalten. Sie soll Verbraucher davor schützen, sich durch zu knapp angesetzte Kredite zu überschulden.
Das ist richtig gedacht, denn ein Kredit muss sorgfältig berechnet werden, damit man ihn mit seinen jetzigen Mitteln bequem zurückzahlen kann. Doch scheint die neue Gesetzgebung in Deutschland vor allem junge Leute und Geringverdiener zu treffen.
Wer in Deutschland bislang ein Haus oder eine Wohnung kaufen wollte, konnte einen Kredit über 15-20 Jahre abschließen und bei langer Laufzeit diesen zu relativ kleinen Raten abzahlen. Nun wird der Gesetzgeber jedoch strenger, und setzt die im März beschlossene EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie in den kommenden zwei Jahren besonders streng um.
Die neue Gesetzgebung fordert von Banken, dass sie Kreditnehmer besser über mögliche Risiken aufklären. Außerdem sollen Banken stärker in die Verantwortung gezogen werden, wenn ein Kredit zu knapp bemessen wurde, und nicht zurückgezahlt werden kann. Daher schauen Banken jetzt genauer hin und sind vorsichtiger, wenn es um die Vergabe von Krediten geht. Manche Banken fordern die Tilgung eines Kredits bis zum Renteneintrittsalter. Auch wird der Wert der Immobilie nicht mehr in Betracht gezogen, sondern nur die Wahrscheinlichkeit der vollen Kredittilgung.
Die Tilgungsraten werden laut Expertenschätzungen ansteigen, was es für Normalverdiener schwieriger macht, einen Kredit zu erhalten. Auch bei der Kalkulation des zur Verfügung stehenden Einkommens berechnen Banken nun einen höheren Betrag für Lebenshaltungskosten, es bleibt weniger für die Kredittilgung übrig. Dies macht eine Kreditvergabe für Menschen in den unteren Einkommensklassen fast unmöglich.
Für ältere Menschen und junge Menschen mit Durchschnittseinkommen wird es schwerer, einen Kredit aufzunehmen und für das Alter vorzusorgen. Der Wohnungsmarkt bewegt sich auf eine Zweiklassengesellschaft hin. Vermögende Investoren kaufen vermehrt Wohneigentum in Ballungszentren. Junge Familien benötigen viel Eigenkapital – beispielsweise aus einer Erbschaft – um einen Kredit bewilligt zu bekommen. Da Banken sicherstellen wollen, dass der Kredit auf jeden Fall zurückgezahlt werden kann, arbeiten sie mit Einkommensprognosen über die nächsten 10-15 Jahre. Berufsanfänger und junge Familien können schlecht nachweisen, was Sie in 10 – 15 Jahren verdienen werden, und ob sie überhaupt noch im gleichen Beruf arbeiten werden.
Daher wird es für sie zunehmend schwieriger, eine Kreditzusage zu erhalten. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass trotzt niedriger Zinsen das Wohneigentum nur in den oberen Einkommensklassen steigt, in den unteren Einkommensklassen seit 2010 sogar zurückgegangen ist. Eine Gefahr sehen Experten auch für bestehende Hauskredite, wenn diese auf eine Anschlussfinanzierung angewiesen sind. Und – Normalverdiener die kein Wohneigentum schaffen können, sind den immer weiter steigenden Mieten ausgesetzt.
Bild: goodluz / clipdealer.de (Media ID: A23148413)
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